Abstillen

Auch beim Abstillen kann eine Stillberaterin dir helfen. Was „abstillen“ unterschiedliches bedeuten kann, welche Wege es gibt, sanft abzustillen und welche Tipps und Tricks dir helfen können, erfährst du hier in einer kleinen Übersicht.

Wann abstillen?

Wann genau du abstillen willst, ist deine eigene Entscheidung. Es kann Gründe geben – medizinische oder ganz persönliche – schon direkt nach der Geburt abzustillen (dann häufig mit Hilfe von Medikamenten); nach den empfohlenen 6 Monaten relativ rasch abzustillen; oder mitunter viele Jahre lang noch teilweise zu stillen.

Dass die WHO, die Nationale Stillkommission und viele andere internationale Gremien empfehlen, ein halbes Jahr voll zu stillen und erst dann den Abstillprozess einzuleiten, hat einen Grund: Stillen ist die natürlichste und gesündeste Ernährung für dein Baby. In den ersten sechs Monaten braucht es keine andere Nahrung.

Nach sechs Monaten jedoch ist dein Kind erstens „reif“, auch Beikost zu sich zu nehmen und zweitens verlangt sein Körper nach weiteren Nährstoffen – ganz abgesehen davon, dass es auch irgendwann üben muss, andere Nahrung als „nur“ Muttermilch zu sich zu nehmen. Das heißt aber nicht, dass du nach sechs Monaten den Hahn zudrehen musst und dein Kind ab sofort nur noch Brei und künstliche Babymilch zu sich nehmen muss – im Gegenteil.

Stattdessen ist es ganz normal, langsam abzustillen. Die Beikost heißt eben Beikost, weil sie zum Stillen „bei“gegeben werden soll. Manche Kinder essen im ersten Lebensjahr fast gar nichts, gedeihen aber prächtig. Üben sollten Sie jedoch alle mal.

Die WHO empfiehlt, nach sechs Monaten nach und nach die Beikost einzuführen, aber mindestens 2 Jahre lang zusätzlich zu stillen, so oft dein Baby es will. Und auch darüberhinaus darf gestillt werden, so lange Mama und Baby es wünschen.

Du siehst also: Zwischen „gar nicht stillen“ und „viele Jahre lang stillen“ gibt es eine große Bandbreite. Wann genau der richtige Moment zum Abstillen ist, entscheidest du selbst (oder selten äußere Umstände).

Was heißt abstillen eigentlich?

Wenn wir in Deutschland das Wort „Abstillen“ hören, denken wir an ein relativ abruptes, zumindest aber zeitnahes Ende der Stillzeit. Dass muss aber nicht sein. Tatsächlich wird der Abstillprozess mit der ersten anderen Nahrung, sei es Beikost oder Flaschennahrung, eingeleitet und kann sich über lange Zeit hinziehen.

Mit der Zeit wird dein Kind sich sowieso zunehmend für andere Nahrungsmittel interessieren. Das merkt man häufig schon nach einem halben Jahr, wenn es deinem Essen vom Teller über die Gabel bis in den Mund interessiert mit Blicken folgt. In den kommenden Monaten wird es dann selber lernen zu essen und das auch immer effektiver tun. Es stillt sich in diesem Sinne selbst mit ab, weil einfach der Kalorienbedarf immer mehr über andere Nahrungsquellen gedeckt wird.

Das endgültige Abstillen tritt ein, wenn dein Baby gar nicht mehr aus der Brust trinkt oder diese durch eine Pumpe o. ä. stimuliert wird. Dann bilden sich die Milchdrüsen deiner Brust immer weiter zurück, bis nach einigen Wochen oder Monaten gar keine Milch mehr zu gewinnen ist.

Die verschiedenen Abstillformen

Es gibt so viele Arten abzustillen, wie es Mamas gibt – aber immer wieder ähnliche Schemata, die wir dir hier kurz vorstellen. Tipps und Tricks zum schonenden Abstillen findest du hier.

Primäres Abstillen

Hier gibt es entweder einen medizinischen Grund, oder aber die Mutter entscheidet selbst, dass von Anfang an nicht gestillt werden soll. Das Kind kann unter Umständen nach der Geburt noch die Vormilch bekommen, soll ansonsten aber nicht an die Brust. Hier kommt es in der Regel trotzdem zum Milcheinschuss mit der Gefahr des Milchstaus oder anderer Beschwerden, sodass meistens noch in der Klinik von der Frauenärztin Abstilltabletten verschrieben werden.

Plötzliches Abstillen

Plötzliches Abstillen ist zum Beispiel bei einer akuten Erkrankung von Kind oder Mutter selten nötig. Hier tun sich zwei Probleme auf: Die Brust der Mama wird nicht mehr entleert, Milchstau und Brustentzündung drohen. Andererseits ist es nötig, das Baby relativ schnell an die Flasche oder eine andere Fütterungsmethode zu gewöhnen, was für Kind und Sorgeperson unter Umständen sehr stressbelastet sein kann.

Allmähliches Abstillen

Beim allmählichen Abstillen gibt es zwei Varianten: Entweder entscheidet die Mutter selbst, wie schnell es geht, oder das Kind: Letzteres beim sogenannten „Baby-led weaning“.

Typische „Breipläne“, die von verschiedenen (nicht immer ganz interessenskonfliktfreien) Vereinen herausgegeben werden, sehen vor, dass du zum Beispiel eine Stillmahlzeit ersetzt durch einen Brei: Das ist nicht unbedingt was, was ein Baby natürlicherweise tun würde.

Allmähliches Abstillen auf diese Weise dauert recht lange, es kann aber auch schneller gehen. Dabei helfen zum Beispiel typische Hausmittel.

Beim baby-led weaning lässt du dein baby selbst entscheiden, was es wann essen möchte, und bietest ihm aber auch noch genauso viel Brust an, wie es mag. Keine Frage, dass wir diese Vorgehensweise aus stillberatungs- und bindungsphysiologicher Sicht bevorzugen.

Teilweises Abstillen

Beim teilweisen Abstillen entscheidest du, dass nur noch zu manchen Tageszeiten gestillt wird, also zum Beispiels tagsüber oder nachts. So wirst du zum Beispiel, falls du tagsüber wieder arbeiten gehst, am Tage nicht dazu kommen. Das heißt aber nicht, dass dein Baby nicht den Rest des Tages und in der Nacht so viel trinken darf, wie es will.

Andererseits können auch die Nächte sehr belastend und anstrengend sein, wenn dein Kind ständig an die Brust will. Hier kann das Abstillen nach Gordon oder eine andere Form des schonenden nächtlichen Abstillens sinnvoll sein.

Hilfe beim Abstillen

Manche Frauen wünschen sich eine Begleitung oder Beratung zum Abstillprozess. Dies vor allem dann, wenn sie sich selbst noch nicht bereit fühlen, aber ein äußerer Druck da ist (zum Beispiel durch die Arbeit), oder wenn sie wissen wollen, wie sie am schonendsten für das Baby vorgehen, um in relativ kurzer Zeit nur noch wenig oder gar nicht mehr stillen wollen.

Auch Mamas, die einen Milchstau oder eine Mastitis entwickeln, profitieren von einer professionellen Stillberatung. Wenn du willst, kannst du noch heute einen Termin bei mir vereinbaren.

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