Alkohol in der Stillzeit

Alkohol ist auch in der Stillzeit ein Thema – immerhin geben 70% aller Frauen in Deutschland an, in den letzten 30 Tagen Alkohol getrunken zu haben. Und fast jede zweite Frau genehmigt sich in der Stillzeit das ein oder andere Gläschen.

Aber ist das vertretbar? Oder ist Alkohol zu gefährlich? Das beantworten wir dir hier in einer schnellen Übersicht.

Alkohol im Körper

Alkohol wird nach dem Konsum schnell ins Blut aufgenommen. Von dort zirkuliert er frei in die Muttermilch, sodass sich schon nach kurzer Zeit ein Gleichgewicht zwischen Muttermilch und Blut einstellt: Etwa eine Stunde nach Konsum hat die Muttermilch den höchsten Alkoholspiegel, und dieser ist genauso hoch wie der im Blut.

Soviel wie im Blut? Das ist ja brandgefährlich!

Nein, ist es nicht wirklich.

Wenn du 70 Kilo wiegst und einen halben Liter Bier trinkst, hast du etwa einen Pegel von 0,5 Promille. Und diesen Pegel hat dann auch deine Muttermilch: Sie wird dann für dein Baby zu einem Getränk mit 0,05% Alkohol, das ist weniger, als ein normaler Apfelsaft noch hat.

Dein Baby wird davon also nicht akut betrunken. Das ist schon mal die gute Nachricht.

Effekte auf dein Baby

Selbst hoch intoxikierte Mütter mit 3 Promille müssen also nicht befürchten, dass ihr Kind auch nur einen Schwipps von der Muttermilch bekommt – wenn sie in diesem Zustand überhaupt noch stillen könnten.

Aber wie sieht es mit anderen Problemen aus?

Der Schlaf

Viele Hebammen erzählen heute noch: Mama, trink ruhig mal ein Glas Bier, dann schläft dein Baby besser.

Das ist nicht ganz falsch, aber auch nicht wahr.

Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass Kinder von Müttern, die Alkohol in der Stillzeit getrunken haben, nach dem mütterlichen Konsum schneller einschlafen, jedoch schlechter durchschlafen und früher wieder aufwachen. Der Schlaf wird auch in den darauf folgenden Stunden nicht besonders gut aufgeholt.

Die Trinkmenge

Andere Studien haben sich mit der Frage beschäftigt, wie sich Alkohol in der Stillzeit auf die Milch- und Trinkmenge auswirken. Auch dies ist interessant, gilt ein kleines Bier zwischendurch doch auch als Anreger der Milchbildung. Aber ist das wahr?

Tatsächlich scheint bei vielen Frauen in bestimmten Situationen das Prolaktin anzusteigen, wenn sie Alkohol konsumieren. Das könnte potentiell zu einer Steigerung der Milchmenge führen. Andererseits aber scheint der Alkohol die Oxytocin-Ausschüttung zu hemmen, was zu einer Einschränkung des Milchspendereflexes führt – effektiv erhalten Babys also sogar weniger, wenn die Mama Alkohol getrunken hat. Das konnte auf zwei Weisen nachgewiesen werden: Erstens pumpen Mütter nach Alkohol weniger ab, zweitens trinken Babys tatsächlich weniger.

Dass die verminderte Trinkmenge auf den veränderten Geschmack der Muttermilch zurückzuführen ist, ist unwahrscheinlich. In einer weiteren Studie wurde Babys mit Alkohol versetzte Milch gegeben. Von dieser tranken die Probandenbabys sogar mehr, als von der nicht-alkoholischen Milch.

Entwicklung

Es gibt nur sehr wenige Studien, die sich mit der körperlichen oder geistigen Entwicklung von Kindern befassen, deren Mütter in der Stillzeit Alkohol getrunken haben.

Nur zwei Studien sind uns bekannt, die eine ganz geringe Effektstärke gezeigt haben, was die motorische Entwicklung sowie die kognitive Entwicklung betrifft. Diese Studien sind aber nur sehr eingeschränkt aussagekräftig.

Wie du vorgehen kannst

Da nicht ganz klar ist, ob wiederholter Konsum von Alkohol in der Stillzeit gefährlich ist, geh am besten so vor:

  • Trink möglichst nicht in den ersten Wochen nach der Geburt
  • Trink so wenig wie möglich
  • Trink so selten wie möglich

Gleichzeitig mach dir aber bewusst, dass du deinem Kind wahrscheinlich keinen größeren Schaden zufügst, wenn du bei besonderen Anlässen mal zum Glas greifst – anders als in der Schwangerschaft ist ein Glas Sekt, Bier oder Wein in der Stillzeit durchaus mal vertretbar.

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