Wenn dein Baby immer wieder an die Brust will, und du vor lauter Stillen gar nicht mehr ein noch aus weißt – dann ist das nicht ungewöhnlich. Es kann sein, dass dein Kind gerade das sogenannte „Clusterfeeding“ betreibt. Und das ist ganz normal.
Was Clusterfeeding bedeutet, wann und warum es auftritt und wie du damit umgehen kannst, lernst du in einer kurzen Übersicht auf dieser Seite.
Was bedeutet Clusterfeeding?
Clusterfeeding kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „Anhäufung von Fütterungen“, das ist aber nur grob und hässlich übersetzt. Zusammengefasst bedeutet es, dass dein Baby immer wieder an die Brust will – manchmal stündlich, oder sogar noch öfter.
Es kann sein, dass du in der Geburstsklinik gehört hast, es sei normal, dass Babys alle vier Stunden an die Brust wollen. Vielleicht hast du einen Stillvorbereitungskurs absolviert und hast schon dort gelernt: Vier Stunden sind das Minimum, gerade in den ersten Tagen und Wochen. Es ist viel normaler, dass dein Baby stündlich an die Brust will, als vierstündlich.
Das kann unglaublich anstrengend sein – glaub mir, ich habe es selber drei Mal durch – ist aber völlig normal und sogar sehr wichtig.
Warum clustern Babys?
Das Milchangebot, das sich in deinen Brüsten befindet, ist ein Ergebnis der Nachfrage.
Stell dir vor, plötzlich will alle Welt täglich Avocado essen. Kannst du dich (falls du alt genug bist) erinnern, wofür man vor 20 Jahren Avocados gekauft hat? Genau, höchstens mal um eine Guacamole zuzubereiten. Nicht selten hatten Supermärke gar keine Avocado vorrätig.
Heute jedoch müssen Avocados in Smoothies gemischt und auf Brote geschmiert werden. Abgesehen von der bedenklichen Ökobilanz ist das völlig verständlich: Schmecken sie doch gut und sind gesund.
Aber was macht der Markt, wenn plötzlich alle Avocados wollen? Genau: Sie produzieren mehr Avocados, damit alle satt werden.
Und genauso ist es auch mit deiner Brust.
Nach der spärlichen Vormilch sorgt der Milcheinschuss, etwa am 2. oder 3. Lebenstag, erstmal dafür, dass reichlich Milch da ist. Wenn aber – aus welchen Gründen auch immer – deinem Körper wenig Nachfrage signalisiert wird, kann die Produktion auch relativ rasch wieder runtergefahren werden.
Wenn dein Baby aber eine große Nachfrage nach Milch hat, dann signalisiert es das auch: Indem es häufig trinkt. Es leert immer wieder deine Brust. Und deine Brust, Evolution sei Dank, weiß genau, was dann zu tun ist: Mehr Milch produzieren!
Clustern sorgt für ausreichend Milch
So sorgt dein Baby selbst dafür, dass genug Milch da ist.
Und dieses häufige Stillen, clustern eben, geschieht deshalb aus einem sinnvollen Grund: Entweder ist gerade generell nicht genug Milch da, oder dein Baby hat einen größeren Bedarf aufgrund von Wachstumsschüben, Entwicklungsphasen, oder einfach, weil es warm ist.
Doch das ist nicht der einzige Grund: Erstens haben kleine Babys auch einen kleinen Magen. Die Muttermilch verlässt den Magen schnell und dieser signalisiert: Nachschub!
Außerdem ist für viele Babys einfach die Nähe wichtig. Clusterfeeding tritt vor allem abends auf, nach einem langen Tag, mit sehr vielen neuen Eindrücken: Was gibt es da beruhigenderes, als Mamas Brust?
Wann hört das Clusterfeeding auf?
Das kann man nicht so genau sagen. Wenn es nur darum geht, die Milchproduktion anzuregen, dann kann es nach wenigen Tagen schon wieder vorbei sein, immerhin reagiert dein Körper sehr schnell auf die Signale, das mehr Milch benötigt wird.
Manchmal scheinen Babys aber wochenlang ständig an die Brust zu wollen – dann ist das eben so. So lange es sich gut entwickelt, ordentlich zunimmt und immer volle Windeln hat, gibt es wenig Gründe zu vermuten, dass etwas nicht stimmt.
Wann sollte ich mir Sorgen machen?
Immer dann, wenn das Clusterverhalten deines Babys tatsächlich Probleme bereitet oder auf ein Problem hinweist. Also zum Beispiel dann, wenn
- Du Schmerzen hast: Das ständige Nuckeln an der Brust kann die Brustwarze beanspruchen. Das Wichtigste ist, dass du trotz aller Müdigkeit und vielleicht auch Frust darauf achtest, dass du weiterhin richtig anlegst, vielleicht auch mal die Position wechselst, dein Baby also vor allem genug Brust im Mund hat, den Mund weit genug öffnet. In dem Fall dürften keine größeren Verletzungen zu erwarten sein. Bei Beschwerden lies gerne den Artikel zu den wunden Brustwarzen.
- Du dauerhaft zu wenig Milch hast: Wie beschrieben ist kurzfristiges Clusterfeeding manchmal eine Möglichkeit für dein Kind, deine Milchbildung anzuregen. Dass dein Kind genug Milch bekommt, erkennst du vor allem daran, dass es gut zunimmt und stets volle Pipi-Windeln und den typischen Muttermilchstuhl hat.
Aber es ist so anstregend! Wie soll ich damit umgehen?
Eine völlig gestresste Mama freut kein Baby – deswegen musst du Wege finden, auch in solchen anstrengenden Phasen irgendwie für Entspannung zu sorgen, ehe dir der Stress zu sehr zusetzt (das ist zum Beispiel schädlich für den Milchspendereflex) und du völlig frustriert erwägst, vorzeitig abzustillen.
Leider ist eher kontraproduktiv, den Schnuller oder eine Flasche anzubieten. Gerade wenn es darum geht, dass du mehr Milch produzierst, denn das wird auf diese Weise nicht klappen.
Wie du es schaffst, für Entspannung zu sorgen, liegt natürlich bei dir. Häufig hilft schon die Gewissheit, dass das Clusterfeeding ein völlig normales Phänomen ist, das jedes Stillbaby früher oder später, mehr oder weniger zeigt.
Darüber hinaus mache dir noch mal bewusst, was wichtig ist: Keiner versteht besser, wie erschöpft man als junge Familie sein kann, als wir und wie sehr man sich auch manchmal nach der „Vor-Baby-Entspannheit“ zurücksehnt, als das Leben wirklich noch völlig, völlig anders war.
Aber auch die anstrengenden Phasen gehen vorbei.
Versuche, Arbeit von dir fernzuhalten, entgehe Verpflichtungen, die nicht wirklich „Pflichten“ sind und zieh dich in deine Stillecke zurück, lass dir Obst und Tee bringen, schau auch mal Fernsehen während des Stillens, wenn es dir hilft – das Clusterfeeding dauert nicht ewig. Und die Stillzeit dauert auch nicht ewig.
Und dass du es so weit geschafft hat, ist eine phänomenale Leistung und ein riesiger Kraftakt. Das darfst du dir gerne immer wieder mal bewusst machen 🙂