Milchspendereflex

Der Milchspendereflex ist der Reflex, der die Muttermilch aus den Milchdrüsen (dort, wo sie gebildet wird) in Richtung deiner Brustwarze befördert (dort, wo sie getrunken wird :-))

Wie er funktioniert, welche Probleme er bereiten kann und wie du ihn förderst, das liest du hier in einer kleinen Übersicht.

Wie funktioniert der Milchspendereflex?

Der Milchspendereflex ist ein hormonell gesteuerter Ablauf, der durch das Saugen deines Babys (und durch andere Trigger ausgelöst werden kann). So läuft er ab:

  1. Stimulation: Dein Baby saugt an der Brust. Dies führt über einige Nervenbahnen dazu, dass im Gehirn die Hypophyse aktiviert ist, das ist ein kleines Organ, das im Hormonhaushalt auch an anderen Stellen eine große Rolle spielt.
  2. Oxytocin-Ausschüttung: Aus der Hypophyse wird das Hormon „Oxytocin“ freigesetzt, sonst oft auch als sogenanntes „Kuschelhormon“ bekannt. Das Oxytocin schwimmt durch die Blutbahn und gelangt in die Muskelzellen, die sich um deine Milchdrüsen herum befinden.
  3. Die Muskelzellen „quetschen“ die Milch aus: Durch das Zusammenziehen der Muskelzellen wird die Milch aus den Milchdrüsengängen Richtung Brustwarze geschoben. Dort gelangt er dann wo er hinsoll: Im Mund deines Babys und seinem Bauch.

Abgesehen vom Saugen können auch andere Stimuli es schaffen, dass der Milchspendereflex ausgelöst wird: Zum Beispiel das Weinen eines Babys (oder sogar eines fremden Babys), andere körperliche Stimulation der Brustwarze (wenn du verstehst, was ich meine), sogar das Ansehen deines Babys auf einem Foto (letzteres machen sich viele Mamas zu nutze, die auf der Arbeit abpumpen, ohne dass ihr Stillkind im Raum ist).

Übrigens: Mancheine*r verwechselt den Milchspendereflex mit dem Milcheinschuss – der Begriff bezieht sich aber auf den Moment wenige Tage nach der Geburt, wenn die Brüste plötzlich deutlich an Umfang zunehmen und die Milchproduktion sich deutlich erhöht.

Warum ist der Milchspendereflex so wichtig?

Viele stellen sich das Stillen so vor, als würde der „Säugling“ die Milch aus der Brust hinaussaugen, wie aus einem Strohhalm, oder vielleicht noch eher wie aus einer Milchflasche, bei der die Schwerkraft mithilft.

Stattdessen würde jeder Säugling, der nur Muttermilch bekommt verhungern, wenn diese keinen Milchspenrereflex aufwiese. Die Milchgänge sind viel zu dünn, als dass sie wie ein „Strohhalm“ funktionieren würden und auch die Schwerkraft spielt nur eine geringe Rolle beim Trinken aus der Brust.

Stattdessen gelangt die Milch nur dank des Milchspendereflexes nach außen, und das auch dann, wenn dein Baby gerade nicht aktiv saugt. Das kann jede Mutter eines älteren Säuglings berichten, der mal eben von einem Geräusch abgelenkt die Brust loslässt und dann von einer hochbogigen Milchfontäne besprenkelt wird.

Was sind Vordermilch und Hintermilch?

Deine Brustwarze enthält mehrere Ausführungsgänge, aus denen die Milch herauskommt. Diese sind das Ende eines längeren Weges, den die Milch zurückgelegt hat: Weiter innen liegen die eigentlichen Drüsenzellen, die, in Läppchen angeordnet, die Muttermilch bilden.

Die Milch, die geraaade erst aus den Drüsenzellen sezerniert wird, nennt sich nun Hintermilch – hier ist der Fettanteil noch höher, als er später ist, einfach, weil dort „zwischen zwei Mahlzeiten“ die Milch immer weiter mit Fett aufgesättigt wird. Weiter vorne, Richtung Ausgang, sitzt dann die „Vordermilch“ (nicht zu verwechseln mit der Vormilch), also die Milch, die dein Baby bei einer Mahlzeit als erstes trinkt.

Die Vordermilch ist wässriger als die Hintermilch. Und das ist eigentlich schon der ganze Unterschied.

Praktisch relevant ist das, wenn dein Baby zum Beispiel nur Vordermilch trinkt: Dann bekommt es erstens weniger Kalorien und zweitens neigen Baby, die viel Vordermilch trinken, eher zu grünen Stuhlgängen. Andersrum, wenn dein Baby schlecht zunimmt, kann es manchmal hilfreich sein, die Vordermilch abzupumpen und dem Baby nur die „hochwertigere“ Hintermilch anzubieten, ehe es von der weniger kalorischen Vordermilch satt wird.

Und was hat der Milchspendereflex damit zu tun? Er sorgt durch das Ausdrücken der Hintermilch Richtung Brustwarze für eine Vermischung und eben dafür, dass die reichhaltigere Hintermilch überhaupt nach vorne kommt.

Wenn der Reflex zu schwach ist

Wenn du einen nur schwachen – oder gar keinen – Milchspendereflex aufweist, gefährdet das durchaus deinen Stillerfolg. Was du dann als erstes überlegen solltest ist: Wie viel Stress hast du gerade?

Stress und Schmerzen behindern den normalen Hormonablauf und sorgen damit auch für eine Schwächung des Milchspendereflexes. Die erste Überlegung ist also, wie du es schaffen kannst, Stress zu reduzieren. Sowohl den „chronischen“ Stress, den das Leben ganz allgemein mit sich bringt, als auch den „akuten“ Stress, der unmittelbar um eine Stillmahlzeit herum stattfindet.

Ist dein Milchspendereflex zu schwach, empfiehlt es sich also:

  • Es dir bequem zu machen, entspannt zu sitzen
  • dir alles bereit zu stellen, was du brauchst – Wasser / Tee, ein Buch, etc.
  • halte viel Hautkontakt zu deinem Kind
  • Eine Brustmassage vor dem Stillen, auch das Auflegen warmer Waschlappen kann helfen
  • auch andere Formen von Stress zu verringern (Konflikte lösen, andere die Hausarbeit machen, etc.)

Wenn er zu stark ist

Manchmal ist der Milchspendereflex so stark, dass dein Baby sich regelrecht an der Milch verschluckt, weil es mit dem Trinken nicht hinterherkommt.

Die Stärke zu reduzieren ist schwierig. Wichtig jedoch ist, dass der erste Milchspendereflex meist der Stärkste ist und die nachfolgenden oft deutlich schwächer.

Folgendes kann helfen:

  • Dein Baby im „laid-back-nursing“ stillen, einer zurückgelehnten, halb-sitzenden Stillposition, wo die Milch etwas gegen die Schwerkraft arbeiten muss
  • den ersten Reflex abwarten und mit einem Waschlappen o. ä. auffangen oder abpumpen, erst dann dein Baby anlegen
  • zu Beginn einer Stillmahlzeit ein Stillhütchen auf die Brust aufsetzen

Wenn der Milchspendereflex sogar weh tut

Wenn der Milchspenderelex so stark weh tut, dass du wirklich darunter leidest oder sogar erwägst, abzustillen, solltest du eine Stillberatung in Anspruch nehmen – durch deine Hebamme, Frauenärztin oder eine qualifizierte Stillberaterin. Hinter einem sehr schmerzhaften Reflex können sich auch behandelbare Ursachen wie eine Pilzinfektion oder ein Vasospasmus verbergen.

Willst du mehr über typische Stillthemen wissen? Was bedeutet Clusterfeeding? Was ist ein Milchstau? Dann wäre vielleicht ein Stillvorbereitungskurs etwas für dich 🙂

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