Wie lange soll man ein Baby eigentlich stillen? In diesem Beitrag möchte ich dir kurz die verschiedenen Zeiträume vorstellen, die in den ersten Lebensjahren für diese Fragestellung relevant sind.
Die ersten Tage
In den ersten nach der Geburt kommt aus deiner Brust keine normale Muttermilch, sondern das spezielle „Kolostrum“, die Vormilch.
Diese ist deutlich dickflüssiger und gelber als die spätere Milch und enthält Nährstoffe und einen Immuncocktail vom Feinsten, der dein Kind in den ersten Tagen mit allem versorgt, was es braucht (obwohl es nur wenige Milliliter sind!) und einen Immunschutz bereitstellt, von dem dein Baby noch monatelang profitiert.
Also: In den ersten Tagen solltest du nach Möglichkeit stillen. Zumindest unmittelbar nach der Geburt profitiert dein Kind vom Kolostrum, selbst wenn du primär planst, direkt abzustillen.
nach 4 Monaten
Wenn vier Monate vergangen sind, fangen hierzulande sehr viele Familien an, ihrem Kind Beikost anzubieten.
Dies liegt an den Empfehlungen der Kinderärztinnen und Kinderärzte: So sind in bestimmten Studien Hinweise gefunden worden die zeigen, dass die Beikosteinführung nach vier Monaten Stillen Vorteile bei der Prävention von Allergien bietet. Dies ist nicht unumstritten.
Aber selbst wenn du nicht vier Monate „voll“ stillst, das heißt nie andere Milchnahrungen zufütterst, profitiert dein Baby von jeder Stillmahlzeit. Es gibt immer wieder Studien, die zeigen, dass für die Gesundheit von Kind und Mutter es immer besser ist, etwas zu stillen, als gar nicht zu stillen.
Nach 6 Monaten
Die 6-Monats-Marke ist der wichtigste Moment aus Sicht der Stillberatung: Alle großen Organisationen, die sich mit dem Stillen beschäftigen, empfehlen sechs Monate voll zu stillen – zum Beispiel die WHO, die deutsche Nationale Stillkommission, die American Academy of Pediatrics.
Und auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin bescheinigt, dass eine ausgewogen ernährte Mutter den Nährstoffbedarf ihres gesunden Säuglings in den ersten 6 Lebensmonaten problemlos deckt.
Und noch etwas ist wichtig nach sechs Monaten: Spätestens jetzt sollte tatsächlich die Beikost eingeführt werden. Auch hierbei geht es in erster Linie um die Allergieprophylaxe.
Wenn jetzt erste Nahrungsmittel angeboten werden und, ganz wichtig: Dabei weiter gestillt wird (!), dann schützt das Kinder vor der Entwicklung von Nahrungsmittelallergien.
Nach sechs Monaten kommt es nicht allein darauf an, dass dein Kind durch die Muttermilch nicht mehr genug Nährstoffe enthält.
Mach dir dahingehend keinen Stress:
Viele gestillte Kinder haben noch überhaupt keine Lust darauf, durch Beikost „satt“ zu werden. Sie stillen weiter, und zwar viel, aber anbieten solltest du trotzdem auch andere Nahrungsmittel.
Nach 2 Jahren
Die WHO empfiehlt, das Baby sechs Monate voll zu stillen, aber insgesamt zwei Jahre lang das Stillen nach Bedarf weiterhin zu ermöglichen. Und Babys, die bis hierhin voll gestillt wurden, WOLLEN das in der Regel auch. Und oft auch häufig!
Du wirst feststellen, dass du, sobald dein Kind laufen kann, manchmal schräg angeschaut oder sogar angesprochen wirst. Dein Kind kann schon laufen und bekommt immer noch die Brust?
Erinnere dich dann immer daran: Das, was du tust, ist völlig natürlich. Nur weil ein Kind nach einem Jahr offiziell nicht mehr „Säugling“ heißt, heißt das nicht, dass es kein Saufbedürfnis mehr hat. Stillen ist mehr als nur füttern: Es ist auch Nähe und Berührung. Geborgenheit und naja, auch Durststillen.
Dein Kind zwei Jahre lang zu stillen ist völlig okay. Aber: Manchmal kann das Stillen an die Substanz gehen, zum Beispiel wenn du nachts alle halbe Stunde „angezapft“ wirst oder wenn ein neues Baby unterwegs ist. Du darfst ohne schlechtes Gewissen sagen, dass es dann genug ist. Und manchmal sagt dein Kind das auch von sich aus.
Länger als zwei Jahre
Wenn du länger als zwei Jahre stillst, giltst du wohl als „Langzeitstillende“. Die WHO sagt: So lange Mutter und Kind es wollen, sollen Kinder weiter gestillt werden.
Die meisten Kinder haben dann irgendwann selber keine Lust mehr, oder wenn doch, dann sind es meistens die Mütter, die aufgrund des gesellschaftlichen Drucks nicht mehr weitermachen oder sogar heimlich weiterstillen. Wenn Kinder deutlich länger als zwei Jahre gestillt werden, ist das immer wieder Gegenstand von „außergewöhnlichen“ Zeitungsartikeln – dabei ist es eigentlich natürlich.
Und jetzt?
Lass dich nicht stressen – du darfst so lange stillen, wie du willst. Ein halbes Jahr vollstillen ist ideal für die Gesundheit deines Kindes, aber es heißt auch nicht, dass dein Kind „ungesund“ wird, nur weil es kürzer oder gar nicht gestillt wurde.
Hier nochmal in der Zusammenfassung
Nach der Geburt: Wenn möglich unbedingt stillen, um Kolostrum mitzugeben
Die ersten vier Monate: Stillen ist natürlich und gesund und im Idealfall stillst du vier Monate lang voll, oder sogar
Sechs Monate: Die WHO und andere Organisationen empfehlen, sechs Monate voll zu stillen und dann Beikost einzuführen. Beikost heißt Beikost weil sie zum Stillen bei kommt.
Zwei Jahre: Ideal ist es, dein Kind insgesamt zwei Jahre zu stillen, solange ihr beide es wollt.
Darüber hinaus: Ist völlig erlaubt, überhaupt nicht unnatürlich und wird ebenfalls von der WHO empfohlen, solange beide es möchten.