Wunde Brustwarzen

Wunde Brustwarzen beim Stillen sind häufig und können extrem schmerzhaft sein. Hier findest du eine Übersicht über die häufigsten Gründe und was du gegen wunde Brustwarzen tun kannst. Es ist wichtig, dass du wunde Brustwarzen rasch und konsequent behandelst, da sonst Milchstau, Brustentzündung und ein (ungewolltes) vorzeitiges Abstillen drohen.

Die häufigsten Ursachen

Probleme beim Anlegen

Der häufigste Grund dafür, dass eine Mama wunde Brustwarzen entwickelt, ist das falsche – oder sagen wir besser suboptimale – Anlegen.

Der Mund deines Babys und deine Brustwarze sind ideal aufeinander abgestimmt. Leider klappt das Anlegen trotzdem nicht immer perfekt. Das führt dazu, dass auf deine Brustwarze Belastungen wirken, auf die sie nicht vorbereitet ist: Die Haut wird dadurch gestresst, wird wund und kann sogar bluten und sich entzünden.

Die Hauptmerkmale des guten Anlegens sind:

  • Der Mund deines Babys ist weit geöffnet
  • Es hat viel Brustgewebe im Mund
  • Seine Nase liegt dicht an deiner Brust
  • die Zungenspitze ist über der unteren Zahnleiste
  • seine Lippen sind nach außen gestülpt

Lass dir am besten von Anfang an zeigen (zum Beispiel noch auf der Wochenbett-Station oder von deiner Hebamme), wie du dein Baby richtig an die Brust kriegst, damit sich auch kleine Fehler gar nicht erst einpendeln.

Anatomische Probleme

Eng verknüpft mit den Anlegeproblemen sind die anatomischen Probleme, entweder bei dir oder bei deinem Baby.

Auf Seiten deines Babys sind es vor allem Auffälligkeiten im Mundbereich, die zu wunden Brustwarzen führen können: Das bekannteste und gleichzeitig recht häufige Merkmal ist das zu kurze Zungenbändchen, aber auch seltenere Ursachen, wie eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte oder andere Auffälligkeiten des Gaumens können sich ungünstig auf das Anlegen auswirken und zu wunden Brustwarzen führen.

Auf deiner Seite ist es vor allem die Brustwarze selbst, die ein Problem beim Stillen darstellen kann: So sind Flach- und Hohlwarzen, aber auch wenig elastische Brustwarzen leider bekannt dafür, eher wund zu werden.

Zu geringer Milchfluss

Oft klagen auch Frauen über wunde Brustwarzen, bei denen das Kind ein zu großes Vakuum aufbaut, um zu trinken.

Normalerweise ist die Aufgabe deines Babys, die Brust kurz „anzusaugen“, damit der Milchspendereflex ausgelöst wird und die Brustwarze dann „auszumelken“, wenn die Milch läuft. Die Milch läuft jedoch mehr oder weniger von allein, zumindest sollte sie das: Dein Baby trinkt nämlich nicht wie aus einem Strohhalm an deiner Brust, sondern die Milch wird ihm dank des Milchspendereflexes aktiv von deiner Brust „kredenzt“ :-).

Sollte der Milchfluss verringert sein, zum Beispiel bei Stress, oder bei einem Milchstau, oder noch vor dem Milcheinschuss, dann kann dazu führen, dass dein Baby mit einem großen Vakuum versucht, die Milch schneller zum Fließen zu bringen, was wiederum wunde Brustwarzen begünstigt.

Zusätzliche Risikofaktoren

Es gibt eine Reihe weiterer Risikofaktoren, die wunde Brustwarzen begünstigen können.

  • Beim initialen Milcheinschuss können die Bruste sehr stark geschwollen sein, was es dem Baby noch schwerer macht, sie richtig zu fassen.
  • Allergien und Unverträglichkeiten
  • Mangelnde Hygiene, die zu einer vermehrten bakteriellen Besiedelung führt
  • Das falsche Ablösen von der Brust nach dem Stillen
  • Das Baby beißt
  • Eine Saugverwirrung

Die Ursachen beheben

Viele Frauen neigen dazu – weil sie es irgendwo gehört oder gelesen haben – bei wunden Brustwarzen zunächst mal eine Salbe, meistens Lanolin (Wollwachs), aufzutragen. Das ist nicht völlig falsch, aber auch nicht wirklich richtig.

Am Wichtigsten ist neben allen symptomatischen Maßnahmen, dass die Ursachen behoben werden. Denn selbst wenn du es schaffst, vorübergehend alle Symptome loszuwerden: So lange das Grundproblem weiterbesteht, werden deine Brustwarzen immer wieder auf’s Neue wund werden.

Je nachdem, welches Problem bei dir vorliegt, könnten folgende Maßnahmen sinnvoll sein:

  • Bei Problemen mit dem Anlegen: Hier musst du dir am Besten helfen lassen. Dazu solltest du deine Hebamme fragen, oder zumindest jemanden, der selbst schon mal gestillt hat und die entsprechende Erfahrung mitbringt. Ideale Beratung und Hilfe bekommst du auch durch eine Stillberaterin, die es inzwischen in nahezu jeder Region in Deutschland gibt.
  • Anatomische Probleme: Das häufigste Problem ist das zu kurze Zungenbändchen – darüber kannst du zum Beispiel hier nachlesen. Andere, größere Probleme, fallen meist schon in der Geburtsklinik auf. Wenn du unsicher bist, sprich deine Hebamme oder Frauenärztin an, wenn es um dich selbst geht, und deine Kinderärztin, wenn es dein Baby betrifft.
  • Zu geringer Milchfluss: Der wichtigste Tipp ist hier, den Milchspendereflex schon vor dem Anlegen auszulösen. Das erreichst du zum Beispiel durch eine Brustmassage oder durch kurzes Anpumpen. Dadurch, dass die Milch von Anfang an fließt, hat es dein Baby deutlich einfacher und versucht weniger energisch, die Milch aus deiner Brust herauszupressen.

Die Symptome bekämpfen / Schmerzen lindern

Neben der Behebung der Ursache ist auch die Linderung akuter Schmerzen und Beschwerden sehr wichtig, da sich aus diesen ein Teufelskreis ergeben kann, der das Anlegen und regelmäßige Stillen noch schwieriger macht. Dazu gibt es eine ganze Reihe Tipps, die du nicht alle anwenden musst, die dir im Einzelfall aber sehr helfen können.

  • Nimm, in Absprache mit deiner Frauenärztin, ggf. schon vor dem Stillen ein Schmerzmittel ein.
  • Versuche entspannt und möglichst stressfrei zu stillen
  • lege einige Minuten vor dem Stillen einen warmen, feuchten Waschlappen auf die Brust auf und führe eine Brustmassage durch
  • Reibe deine Brustwarze mit den ersten Tropfen Milch ein, ehe du stillst
  • bei sehr prallen Brüsten kann etwas abpumpen vor dem Stillen helfen, damit dein Baby die Brust leichter fassen kann
  • Achte auf richtiges Anlegen und die richtige Position – abgesehen davon, dass dies für eine adäquate Heilung der wunden Brustwarze nötig ist, hilft es auch akut gegen die Schmerzen
  • Massier deine Brust während des Stillens und halt sie hin und wieder im C-Griff, um den Milchfluss anzuregen
  • achte darauf, dein Baby vorsichtig von der Brust zu lösen und nicht einfach „abzuziehen“
  • Lasse die Brust nach dem Stillen an der Luft trocknen
  • Reinige sie anschließend, zum Beispiel mit physiologischer Kochsalzlösung, um die Bakterienlast zu senken (dies beugt einer Brustentzüngung vor)
  • Eine dünne Schicht Lanolin als Brustwarzensalbe kann nun helfen
  • Du kannst jetzt spezielle Stilleinlagen in den BH einlegen, zum Beispiel Multi-Mam-Kompressen, Silberhütchen, oder du bastelst dir einen sogenannten „Wiener Brustdonut“

Auf diese Weise solltest du deine wunden Brustwarzen hoffentlich rasch in den Griff bekommen. Am Besten ist es aber, von Anfang an konsequent eine Stillberaterin zu beauftragen, die dir nicht nur sagen kann, welches Problem bei dir vorliegt (vielleicht sind die Brustwarzen nämlich gar nicht wund, weil du einen Vasospasmus oder Brustsoor hast), sondern auch ganz individuell für dich die beste Möglichkeit finden, um dir zu helfen.

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